Zöliakie-Sprue Laktoseintoleranz


   


2011-11-29 gerade erschienen:


Laura Licchetta • Francesca Bisulli • Lidia Di Vito • Chiara La Morgia • Ilaria Naldi • Umberto Volta • Paolo Tinuper:
Epylepsy in Coeliac Disease not just a matter of calcifications. Neurol Sci (2011) 32:1069–1074

 

" The clinical spectrum of epilepsy related to celiac disease (CD) ranges from benign syndromes to intractable epilepsy with evolution to a severe encephalopathy, including progressive myoclonic epilepsy (PME)".

 

Der Artikel berichtet über verschiedenen Epilepsie-Formen von milde bis therapiefraktär (auf Therapien nicht erfolgreich ansprechend), die mit der Zöliakie in Zusammenhang stehend gesehen werden. Die Ergebnisse stützen sich auf die intensive Diagnostik von 8 Patienten mit Zöliakie. Erstaunlicherweise sprachen in den Therapieversuchen  nur zwei der Patienten auf eine glutenfreie Diät und Folsäure plus Vitamin D an. Auch die bei verschiedenen Epilepsie-Formen üblichen Medikamente führten nur teilweise zu einer Besserung (1x anfallfrei, 3 x 50%, 3 x ohne Ansprechen auf eine Therapie, 1 x war das Ergebnis nicht verfügbar).

 

 


14. Nov. 2009

Osteoporose bei Zöliakie / Sprue und unter Cortikosteroid-Therapie

Zöliakie ist eng verbunden mit Osteoporose: Hierbei kann im Dünndarm Kalzium nicht ausreichend aufgenommen werden. Da die Langzeitbehandlung mit Kortikoiden - z.B. Predniso(lo)n - denselben Effekt hat und sich bei gleichzeitigem Vorliegen einer Zöliakie beschleunigen kann, ist es für den einen oder anderen Patienten mit MG oder LEMS (hier eventuell potenziert, da im fortgeschrittenen Alter auftretend)- vielleicht nützlich, eine Zöliakie-Diagnostik anzustreben. Dasselbe gilt für die Laktose-Intoleranz (Milchzucker).


16. September 2009


Sehr geehrte Frau Matthiessen,

ich habe immer noch Ihre letzte Email in meinem Posteingang, da ich Ihre Seite sehr interessant fand. Ich finde sie im übrigen auch gelungen, die

Assoziation mit Zöliakie ausreichend kritisch diskutiert. Ich habe nur eine kleine Anmerkung bei der Nennung der Zöliakie-Gesellschaft. Als Internetseite haben Sie die amerikanische Gesellschaft angegeben.

Leichter verständlich ist für viele vielleicht auch die deutsche der DZG (www.dzg-online.de), sehr gut finde ich auch die britische http://www.coeliac.org.uk/

Dann erwähnten Sie, dass Sie gerne noch mehr Informationen zu assoziierten Erkrankungen bei Zöliakie hätten? Ist dies immer noch der

Fall? Haben Sie bestimmte Fragen oder Schwerpunkte? Ich stehe Ihnen hier zum Informationsaustausch gerne zur Verfügung.


Mit freundlichen Grüßen


Dr. S. Baas

Fachmedizinische Beraterin der DZG

 

 

 

Information – Rat - Hilfe


Deutsche Zöliakie-Gesellschaft e.V. (DZG)

Filderhauptstr. 61, 70599 Stuttgart

Telefon: 0711 / 45 99 81 – 0   •    Fax: 0711 / 45 99 81 – 50    •    info@dzg-online.de



Information - advice - help


http://www.coeliac.org.uk/


Celiac Sprue Association – Celiacs helping Celiacs:
www.csaceliacs.org/index.php


 

10. Mai 2010

Autoimmunerkrankungen treten oft gehäuft in einem Menschen auf. Auch das Lambert-Eaton-Myasthenische Syndrom (LEMS) und die Myasthenia gravis (MG) vergesellschaften sich "gern" mit (für MG und LEMS typischen)  weiteren antikörperbedingten Störungen, zuweilen auch miteinander. Und so verhält es sich auch mit der Zöliakie.

Ich habe recherchiert und recherchiert und noch einmal rechderchiert, um festzustellen, ob LEMS und MG häufiger als der Schnitt der Bevölkerung (2%) mit Zöliakie assoziiert diagnostiziert werden (können). In der Fachliteratur wird das bejaht, aber Artikel um Artikel berufen sich dabei auf andere Artikel und die wieder auf weitere. Eine entsprechende Studie habe ich nicht publiziert gefunden.  Dieselbe Erfahrung machte Frau Dr. Stephanie Baas von der Deutschen Zöliakie Gesellschaft, ließ es jedoch nicht damit bewenden, sondern kam auf einem anderen Weg zu einem positiven Ergebnis.

Herzlichen Dank, Frau Dr. Baas, für den nachfolgenden (bisher unveröffentlichten) Artikel, den Sie den Besuchern dieser Seite zur Verfügung stellen.  Mir ist bewusst, welche zeitaufwendige Arbeit Sie für Menschen mit LEMS geleistet haben!

 

Stephanie Baas:
Das Lambert-Eaton-Syndrom und seine Assoziation zur Zöliakie
Bei der Beschreibung des Lambert-Eaton-Syndroms wird immer wieder erwähnt, dass dabei gehäuft andere Autoimmunerkrankungen auftreten können. Besonders oft werden hierbei die Schilddrüsenerkrankungen, das Sjögren-Syndrom und andere Autoimmunerkrankungen des rheumatischen Formenkreises (rheumatoide Arthritis, Lupus erythematodes), die Vitiligo und der Diabetes mellitus Typ 1 genannt. Diese Krankheitsbilder wiederum kommen oft assoziiert mit einer Zöliakie vor. Durch diese Überschneidung ist es als sinnvoll zu erachten, dass Antikörperuntersuchungen zur Zöliakie (Transglutaminase- oder Endomysium- Antikörper) insbesondere bei Vorliegen folgender Situationen durchgeführt werden:
  • Bestehen gleichzeitig Beschwerden des Magen-Darm-Traktes (Durchfälle, Bauchschmerzen, Blähungen, Erbrechen, Gewichtsverlust) oder Symptome, die nicht eindeutig geklärt werden können (erhöhte Leberwerte, Eisenmangel, Kleinwuchs, Osteoporose, Infertilität)
  • Klagt der Patient über unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Erschöpfung, regelmäßige Kopfschmerzen, Knochen- und Gelenksschmerzen
  • Vorliegen von mehreren Autoimmunerkrankungen beim Betroffenen oder in der Familie
Auffällige Antikörperwerte sollten dann mittels Gastroskopie (Magenspiegelung) und Biopsie aus dem Zwölffingerdarm weiter abgeklärt werden.
Im Zusammenhang mit der unbehandelten Zöliakie wird die Osteoporose als besondere Komplikation hervorgehoben. Verschiedene Faktoren scheinen hier bei der Entstehung eine Rolle zu spielen. Zu nennen sind die verminderte Aufnahme von Calcium und Vitamin D und der direkte negative Einfluss der Entzündungsstoffe auf den Knochenabbau. Dieser Osteoporose fördernde Prozess kann zusätzlich durch den Einsatz von Kortisonpräparaten beschleunigt werden. Daher muss bei Therapiebeginn die mögliche Assoziation mit einer Zöliakie bedacht und im Einzelfall untersucht werden.
Da es sich beim LEMS um eine seltene Erkrankung handelt, liegen keine Studien vor, die die direkte Assoziation von LEMS und Zöliakie untersucht haben. Eine erhöhte Aufmerksamkeit und gezielte Diagnostik wie oben beschrieben können diese Fälle aufdecken.

 

 

 


Zöliakie / Sprue gehäuft verbunden mit anderen Autoimmunerkrankungen?
Einer von Hundert (?) erkrankt an Zöliakie / Sprue.

(Kopie von www.lambert-eaton-myasthenisches-syndrom.de)


 


(1) These A: Zöliakie /....

Sprue tritt möglicherweise aufgrund eines ähnlichen HLA-Haplotyps (Genetik) zusammen mit anderen Erkrankungen auf, „Hierzu zählen autoimmune Schilddrüsenerkrankungen (z. B. Thyreoiditis), Autoimmunhepatitis ... und vor allem der Diabetes mellitus.“

 

„Gesteigertes Interesse für dieses Krankheitsbild kam mit den kürzlich in verschiedenen großen Studien ermittelten, unerwartet hohen Zöliakie-Prävalenzwerten von ca. 1% auf. Die Forschung der letzten Jahre auf dem Gebiet der Immunpathogenese der Zöliakie hat zudem wichtige Anteile der genetischen und immunologischen Ursachen dieser Erkrankung aufgedeckt. Dies trug dazu bei, dass die Zöliakie inzwischen eine immungenetische Modellerkrankung ist“. Der Autor nennt rund 30 Erkrankungen verschiedener Disziplinen bei denen die Zöliakie als Begleiterkrankung auftreten kann, u.a. bei Myasthenia Gravis.

 

Quelle: M. Schumann · S. Daum · J.-D. Schulzke · M. Zeitz: Epidemiologie, Pathogenese, Differenzialdiagnostik und Therapie. Gastroenterologe 2009 · 4:19–26






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Lambert-Eaton-Syndrom (LEMS, LES) plus Zöliakie

LEMS ."Ätiologie / Pathogenese. Folgende Triggermechanislmen begünstigen das Entstehen dieser Erkrankung:

(2)
  • Autoimmunerkrankungen:

    50% der Betroffenen leiden unter  [weiteren] Autoimmunerkrankungen (Thyreoditis, perniziöse Anämie, SJÖGREN-Syndrom, Vitiligo oder Zöliakie...

  • HLA-System. Eine Assoziation mit HLA-B8 und DRw3 ist bei dieser Erkrankung häufig".

Quelle: Intensivkurs: Allgemeine und spezielle Pathologie. Hrsg: K.J. Bühling, J. Lepenies, K. Witt. Elsevier, Urban und Fischer Verlag. 3. Aufl. 2004 Seite 429.

 

 


(3) „Ein Drittel der Patienten weist entweder selbst oder innerhalb der Familie eine weitere organspezifische Autoimmunerkrankung auf. Beobachtet werden insbesondere autoimmunbedingte Schilddrüsenerkrankungen, perniziöse Anämie, Zöliakie und juveniler Diabetes."

Quelle: DLD Gesellschaft für Diagnostika und medizinische Geräte mbH. 1996.


 

(4) This appears to be the first description of an autoimmune syndrome combining cryptogenic LEMS, MCGN and PA.  Neuromuscular disorders are often associated with a variety of autoimmune diseases. Several cases of LEMS associated with systemic lupus erythematosus ...discoid lupus erythematosus ...have been reported. One case was associated with rheumatoid arthritis ... Other autoimmune disorders found in patients with LEMS include autoimmune anaemia .., aplastic anaemia ... Sjögren's syndrome ... subacute cerebellar degeneration ...Addison's disease ... vitiligo and coeliac disease [Hervorhebung durch F.M.]. . In rare cases k-LEMS is associated with myasthenia gravis...Autoimmune antibodies against thyroid, gastric and/or skeletal muscle tissues are found in 45% of patients with LEMS....

Quelle: Lars Timmermann et al.: Idiopathic Lambert-Eaton myasthenic syndrome associated with  minimal-change glomerulonephritis and psoriatric arthritis. JNeurol (2001) 248:145-147. Die Autoren nennen als Quelle für die Angabe, dass LEMS mit Zöliakie auftritt: M- Wilcox, AG Demaine, Newsom-Davis et al. (1985): Increased frequency of IgG heavy chain marker Glm(2) and of HLA-B8 in Lambert-Eaton myasthenic syndrome with and without associated lung carcinoma. Hum Immunol 14:29-36.

 

MCGN - Minimal Change Glomerulonephritis
PA - Psoriatic Arthritis
Celiac Disease - Zöliakie

 



Siehe auch unter
"100" Themen / Druckfehler, Verkürzugen / Aktualisierung vergessen.





(5) Einzelfall (?): Myasthenia Gravis (MG) plus Zöliakie:



2006 erschien ein Fallbericht über Zöliakie verbunden mit Myasthenia gravis:

In der Pubertät war bei der Patientin Zöliakie diagnostiziert worden. Ein Symptom dieser Erkrankung kann Muskelschwäche sein wie bei dieser Patientin. Trotz strikter Diät (Vermeidung glutenhaltiger Lebensmittel) hielt die Muskelschwäche bei dieser Frau an und wurde schließlich als Myasthenia gravis identifiziert. 

Quelle: Csaplár M und 11weitere Autoren: Association of coeliac disease and myasthenia gravis. Orv Hetil. 2006 May 7;147(18):841-4 . Volltext in Ungarisch)



Wenn das Klebereiweiß Gluten, enthalten in Weizen, Roggen, Gerste, evtl. Dinkel, von Menschen mit Zöliakie /Sprue nicht vermieden wird, können ziemlich viele Mangelerscheinungen mit Krankheitswert von unmerklich bis unerträglich auftreten.




(6) These B:

Ein nennenswerter Zusammenhang zwischen Zöliakie und anderen neurologischen Erkrankungen nicht erkennbar (Schwedische Bevölkerung).

Die Autoren regen aber an, dass Patienten mit Polyneuropathie auch auf Zöliakie untersucht werden sollten. „We suggest that individuals with polyneuropathy routinely undergo screening for CD [Coeliac Disease = Zöliakie]. There is no notable association between CD and other neurological outcomes investigated in this study.”

Quelle: Ludvigsson JF, Olsson T, Ekbom A, Montgomery SM.- University Hospital, 70185 Orebro, Sweden A population-based study of coeliac disease, neurodegenerative and neuroinflammatory diseases. Aliment Pharmacol Ther. 2007 Jun 1;25(11):1317-27:





(7) Myasthenia gravis als mit Sprue (wohl eher zufällig) assoziierte Erkrankung erwähnt:

www.aerztekammer-bw.de/25/15medizin07/B35/2.pdf





(8) Osteoporose bei Zöliakie und unter Cortikosteroid-Therapie

Zöliakie ist eng verbunden mit Osteoporose: Hierbei kann im Dünndarm Kalzium nicht ausreichend aufgenommen werden. Da die Langzeitbehandlung mit Kortikoiden – z.B. Predniso(lo)n – denselben Effekt hat und sich bei gleichzeitigem Vorliegen einer Zöliakie beschleunigen kann, ist es für den einen oder anderen Patienten mit MG oder LEMS (hier eventuell potenziert, da im fortgeschrittenen Alter auftretend)- vielleicht nützlich, eine Zöliakie-Diagnostik anzustreben. Dasselbe gilt für die Laktose-Intoleranz (Milchzucker). 





(9) Mögliche falsche Zuordnung von Durchfall zu Überdosierung von Pyridostigmin

Ein anderes Symptom der Zöliakie und der Laktoseintoleranz kann Durchfall sein. Im allgemeinen wird er bei Myasthenia gravis auf eine mögliche Überdosierung von Pyridostigmin und. beim Lambert-Eaton-Syndrom auf 3,4-Diaminopyridin kombiniert mit Pyridostigmin einseitig zurückgeführt.





(10) Mögliche falsche Zuordnung beim Fehlen klassischer Symptome wie Durchfall

„Die klassischen Symptome wie Durchfall, Gewichtsverlust und Blähungen werden nur selten beobachtet. Bei den meisten Patienten finden sich klinische stumme oder atypische Verläufe, die zu einer oftmals späten Diagnose führen. Die strukturellen Veränderungen [Darmzottenatrophie] und klinischen Symptome bilden sich nach glutenfreier Ernährung in aller Regel zurück. Nichteinhalten einer glutenfreien Ernährung ist mit einem deutlich höheren Risiko verbunden ein enteropathieassoziiertes intestinales Lymphom zu entwickeln.“

Quelle: M. Schumann · S. Daum · J.-D. Schulzke:: Zöliakie Epidemiologie, Pathogenese, Differenzialdiagnostik und Therapie Gastroenterologe 2009 

 

 

 

Ich bin auf auf weitere Literaturnachweise gestoßen,  wenn es sich denn bei einem der Titel um einen Primärnachweis handelt. und es sich nicht nurwieder lediglich um einen Quellennachweis für LEMS plus Zöliakie handelt..

 

 

 

(11)  "In 40% of the LEMS patients where no cancer is found, the etiology of the LEMS is likely to be an autoimmune disease. Indeed, these patients often have a personal or familial history of autoimmune disease, such as vitiligo, pernicious anemia, celiac disease, diabetes mellitus, or thyroid disease, and organ-specific autoantibodies can be detected in 30 to 50% of them (2,7,11)"

 

Quelle:  Antoine F. Carpentier and Jean-Yves Delattre:  The Lambert-Eaton Myasthenic Syndrome.Clinical Reviews in Allergy and Immunology. © Copyright 2001 by Humana Press Inc. 1080-0549/00/155-158

In der Arbeit wird zwar die Assoc. LEMS CD erwähnt (! - wie üblich), jedoch nur mit Hinweis auf folgende Quellen (einen Teil davon habe ich schon weiter oben zitiert)

 

2 Gutmann, L., Crosby ,T. W., Takamori, M., and Martin, J. D. (1972),  Am. J. Med. 53, 354-356. 

 

7 J. H., Murray, N. M., and Newsom-Davis, J. (1988), Brain 111, 577-596. 

Dabei handelt es sich um:

 

The Lambert-Eaton myasthenic syndrome. A review of 50 cases. O'Neill JH, Murray NM, Newsom-Davis J. Brain. 1988 Jun;111 ( Pt 3):577-96. Diese Arbeit scheint mir als Quelle am geeignetsten, ich habe aber nur die Kurzform ohne Erwähnung von CD.

11 Lennon, V. A, Kryzer, T. J., Griesmann, G. E., O'Suilleabhain, P. E., Windebank,

 A. J., Woppmann, A., et al. (1995), N. Engl. J. Med. 1, 1467-1474.