Perioperatives medkamentöses Management -

 

 

 

 

05. /11. März 2015 / 01. April  / 07.April / 14. / 30. April 2015

 

 

Unabdingbar bei Neuromuskulären Erkrankungen:
Spezielles perioperatives medikamentöses Management.


 

Vorweg dieser Hinweis:

Umfassend informativ ist der folgende LINK
(Medikamente in der Anästhesie):

 

http://www.uni-kiel.de/anaesthesie/docs/Studenten/Vortrag_UaK/WS1213/20121023_Pharmakologie_Gruenewald.pdf

 

Aus aktuellem Anlass werden nachfolgend gasförmige (volatile) Anästhesie-Anwendungen zitiert. Erfahrungen und Ansichten der Experten, welches spezielle Mittel bei LEMS und MG vorzugsweise eingesetzt werden sollte, sind nicht einheitlich.

 

„Als volatile Inhalationsanästhetika werden Arzneistoffe bezeichnet, die in der Anästhesie über die Lunge durch Inhalation aufgenommen werden" (Dis. M. Kehrer). Gasgemische haben den Vorteil, dass die Dosis gut steuerbar ist, deshalb werden sie auch für die Narkose beim Lambert-Eaton-Syndrom und der Myasthenia gravis eingesetzt.

 

Wer sich intensiv mit dem Thema beschäftigen möchte, dem empfehle ich die Doktorarbeit von Michael Kehrer, Bonn 2013:

 

http://hss.ulb.uni-bonn.de/2013/3231/3231.pdf

 

Vom Titel sollten Sie sich nicht abschrecken lassen:


„Modellunabhängige Berechnung der zeitlichen Äquilibrationskonstante ke0 von volatilen Inhalationsanästhetika".


Fachausdrücke können ja über die Suchmaschinen Erklärung finden.

 

Freya Matthiessen

 

 

Nachfolgend nun einige Anwendungsbeispiele:

 


(Farbliche Hervorhebungen entsprechen nicht dem Original!)


- A -

1.       Sorgfältige, die speziellen neuromuskulären Erkrankung berücksichtigende,
          Wahl des Muskelrelaxans (muskelentspannendes Mittel /
          „Neuromuskuläre Blockade").

 

            "Sufentanil wegen langer Wirkdauer vermeiden -  
             Remifentanil
sehr gut geeignet: kurze Wirkdauer",


           "Keine Muskelrelaxantien"


http://www.uni-kiel.de/anaesthesie/docs/Studenten/downloads/Anaesthesie%20und%20Neuromuskulaere%20Erkrankungen%20-%20Fudickar%202013.pdf

          

 


2.       Entsprechend angepasste Dosierung


3.     Unabdingbar ist die sichere (!) Überwachung der neuromuskulären
          Blockade - ununterbrochen während  der Anästhesie und während
          der Erholung von der Blockade. 
Gefahr: Versagen der Atmung.

         „Im Gegensatz zu Gesunden, kann sich die Anwendung der Relaxometrie
           als schwierig erweisen".


Quelle:

Dr. A. Beloiartsev, S. Gableske, M. Hübler
Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Technische UniversitätDresden: Neuromuskuläres Monitoring bei Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen. Möglichkeiten und Notwendigkeiten.
In: Der Anästhesist 2009/7: 731-744.


 

- B -


Lambert-Eaton-Syndrom (extrem empfindlich) und Myasthenia gravis:


1. "Volatile [gasförmige] Anästhetika, insbesondere Desfluran und Sevofluran können bei
diesen Patienten sehr vorteilhaft eingesetzt werden, da ihr anästhetischer Effekt praktisch stoffwechselunabhängig durcheine schnelle An- und Abflutung gut steuerbar ist" (farbliche Hervorhebung nicht im Original)


2. und 3. wie oben


Bei der Wiederaufnahme der gewohnten Medikamente nach der OP ist zu beachten, dass sich die Empfindlichkeit geändert haben kann. Also vorsichtig herangehen! Falls diese Medikamente (noch nicht per os =) geschluckt werden können und deshalb i.v. verabreicht werden müssen, ist die Dosis auf ca. 1/30 zu reduzieren, da Medikamente über die Vene auf kurzem Weg {[ohne Verluste beimWeg über Magen und Darm] zum Wirkort gelangen (i.v.: bessere Bioverfügbarkeit).


Quelle:

C. P. Baur, U. Schara et al. (Ulm und Bochum): Anästhesie bei neuromuskulären Erkrankungen Teil 2: Spezielle Krankheitsbilder. In: Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2002; 37: 125±137


https://www.uni-ulm.de/fileadmin/website_uni_ulm/med.herti/Forschungsprojekte/Publikationen/2002_neuromuscular_disease_Anaesthesie_II_Anaesthesiol_Intensivmed_Notfallmed_Schmerzther.pdf


 


-  -   

 

1.    Die Narkose könnte mit einem Barbiturat eingeleitet werden.
       Jedoch sollte auf Muskelrelaxantien wo operationstechnisch
        möglich verzichtet werden.

       

        Die Narkose kann mit Ethane oder Halothan durchgeführt werden.
        ("Propofol und Opioide sind ebenfalls gut zur Narkoseeineitung
        und  -aufrechterhaltung bei Myasthenie geeignet")

 

2 und 3 wie oben.


 

Quelle:

 

Wolfgang Köhler, Jörn Peter Sieb: Myasthenia gravis. 4. Auflage UNI-MED Verlag 2012. ISBN978-3-8374-1308-3.

 

Das Buch ist sehr zu empfehlen (und preislich erstaunlichgünstig). 
Myasthenia gravis wird unter den verschiedensten Aspekten absolut umfassend abgehandelt.
Die Heranziehung weiterer Informationsquellen wird  in der Regel nicht erforderlich sein.


Das Lambert-Eaton-Syndrom ist in dem Buch eher eine - verkürzte, aber dennoch hilfreiche, differenzialdiagnostisch notwendige - Zugabe -  in der Mitte des Buches.

 

Das Sachverzeichnis erscheint unsystematisch aufgebaut, wichtige Schlagwörter fehlen. Schade.

 

Wann erscheint ein vergleichbares Werk für das Lambert-Eaton Myasthenische Syndrom????

 

Freya Matthiessen