EMG-Diagnose: Mehr als Eben-Mal-Apparat-einstellen - LASSEN.

 

 

 

 

"Die EMG-Untersuchung...ist  keine 'Laborleistung',

die man durchgehend einer medizinisch-technischen Assistentin übertragen könnte,

sie ist vielmehr die logische Erweiterung bzw. Fortsetzung
der klinisch-neurologischen Untersuchung."

C. Bischoff und W. Schulte-Mattler B. Conrad:
"Das EMG-Buch - Vorwort 1.,2. und 3. Auflage. Georg-Thieme Verlag

 

 

 

Der nachfolgende Text ist ein Auszug aus dem Vorwort der Autoren zur 1. Auflage.


Inzwischen ist eine überarbeitete 3. Auflage erschienen (C. Bischoff, W. Schulte-Mattler). Das Vorwort zur 1. Auflage ist in die folgenden Auflagen 2 und 3 übernommen worden und hat weiterhin Gültigkeit, vielleicht in dieser durch „Controller" beherrschten Zeit ganz besonders.

 

Herzlichen Dank an die Autoren und den Thieme Verlag für die Abdruckerlaubnis.
(Die Hervorhebungen im Text entsprechen nicht dem Original!)

 

„Störungen des peripheren Nervensystems stellen einen wesentlichen Teil neurologischer Erkrankungen dar. Die meisten in der ‚Peripheren Neurologie' geschulten Ärzte haben die Erfahrung gemacht, dass sie ohne eine gründliche Ausbildung in EMG die notwendige Kompetenz und Sachkenntnis nicht erlangt hätten"

 

Die EMG-Untersuchung unter Einschluss der Elektroneurographie unterscheidet sich grundsätzlich von anderen elektrophysiologischen Untersuchungsmethoden wie EKG, EEG, Evozierten Potenzialen oder Elektronystagmographie. Sie ist keine „Laborleistung", die man durchgehend einer medizinisch-technischen Assistentin übertragen könnte, sie ist vielmehr die logische Erweiterung bzw. Fortsetzung der klinisch-neurologischen Untersuchung."

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„Zunächst ist häufig ein Mangel an Kenntnissen über Anatomie und Erkrankungen des peripheren Nervensystems zu überbrücken, die für die Durchführung der Elektromyographie und der Elektroneurographie in besonderem Maße erforderlich sind. Im klinischen Alltag ist man außerdem oft mit Patienten konfrontiert, die sich entweder noch im Initialstadium einer Erkrankung befinden oder Symptome oder auch Mehrfachdiagnosen aufweisen, die häufig mit den in Lehrbüchern vorgegebenen Konstellationen nicht auf Anhieb vereinbar sind."

 

„Das Umsetzen von Wissen in der Praxis wird auch dadurch erschwert, dass die elektromyographische Untersuchung und die Bestimmung der Nervenleitgeschwindigkeiten nie einem starren Schema folgen, so dass ein stereotyper routinemäßiger Untersuchungsgang zumeist nicht angegeben werden kann. Die EMG-Untersuchung jedes einzelnen Patienten folgt vielmehr ihrem eigenen unverwechselbaren Plan."

 

„Das wichtigste Element bei der sinnvollen und ökonomischen Durchführung der Elektrodiagnostik von Muskel und Nerv besteht in der Interaktion zwischen klinisch-neurologischer  und klinisch neurophysiologischer Untersuchung. Hierzu bedarf es sowohl eines allgemeinen Wissens über spezifische Grundlagen der Elektromyographie als auch eines speziellen methodischen Wissens bei charakteristischen krankheitsbezogenen Prozessen."

(Ende der Zitate)

 

Prof. Dr. med. Christian Bischoff arbeitet als Arzt  in
der Neurologischen Gemeinschaftspraxis Burgstraße, München.

Prof. Dr. med. Wilhelm Schulte-Mattler ist Oberarzt der Abteilung
Klinische Neurophysiologie Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Regensburg /Bezirksklinikum.

Prof. Dr. med. Bastian Conrad - inzwischen Emeritus,  hatte zuletzt die Leitung der Neurologischen Klinik der TU München.

 

Mein Rat:
Fragen Sie vor einer EMG-Untersuchung, wer, mit welcher Ausbildung, diese durchführt und bitten Sie um einen Ausdruck.


Bei mir war es  eine Medizinisch-Technische Assistentin, in einem ZERTIFIZIERTEN ZENTRUM,  die das EMG-Gerät "bediente", nachdem ein äußerst jung wirkender "Praktikant" (nach eigener Aussage) die Elektroden platziert hatte.  Der verantwortliche Arzt hat seine Unterschrift unter den Untersuchungsbericht gesetzt;  gesehen hat er mich ja vielleicht beim Vorbeigehen auf dem Korridor (Wartezone).  Untersuchungsverlauf und Bericht entsprechen kaum einer "good practice", wie Fachgesellschaften sie formulieren.

Obwohl die Delegation von ärztlichen Aufgaben, hier die EMG-Untersuchung, nicht gerade einer/der "GOOD PRACTICE"   darstellen, so ist sie doch anscheinend auf dem Weg "GENERAL PRACTICE" zu werden..

Erklärung der übrgens der sehr freundlichen Medizinisch Technischen Angestellten (MTA-FA):
"Ich führe grundsätzlich und immer ALLE elektromyographischen Untersuchungen durch. Unsere Ärzte können das gar nicht".

Dabei hatte mir einer der Neurologen dieser Klinik  anlässlich einer Patientenveranstaltung auf meine entsprechende Frage hin versichert  (etwas irritiert schien mir): Ja. er führe die EMG-Untersuchungen selbst durch.

Übrigens:
Die Gebührenordnung für Ärzte lässt die Abrechnung als Arztleistung zu, auch wenn eine Technische Assistentin diese durchgeführt hat.

Freya Matthiessen (22. Aigust 2011)






2012-Juli-13


Leitsätze für eine erfolgreiche Elektromyographische Untersuchung:

Die Autoren empfehlen, nicht nur eine Verdachtsdiagnose per EMG zu bestätigen,
sondern auch EMG-Tests durchzuführen, die andere Erkrankungen ausschließen -
oder auch nicht!


N. M. Kane • A. Oware:

Nerve conduction and electromyography studies 2012 WICHTIG DD

J Neurol (2012) 259:1502-1508

 

Introduction
"Although individual elements of the EMG study may be
diagnostically specific in certain conditions (Table 1), the
wise neurophysiologist will select a range of tests based on
clinical assessment that not only confirm, or lend support
to, a specific diagnosis, but also rule out other alternative
diagnoses. For this reason, it is better for the referrer to
provide a diagnostic hypothesis, or differential, rather than
specify a particular test in an anatomical region.
Limitations".